Mit dem blauen Elefanten im Glashaus

Manchmal sind die Sachen so einfach. Schlingensief brachte es ja mal auf den Punkt, als er der BILD erzählte: „Kunst ist wie Sex machen. Einfach rausholen und loslegen.“

So ähnlich war es am 3. Juli im Glashaus, wo der Blaue Elefant onaniert im Park zum zweiten Male auftrat und die Gemüter der Anwesenden verstörte. Das Projekt funktioniert so ähnlich wie HGichT, ein Künstlerprojekt aus Hamburg. Es wird eine Menge Elektronika geschranzt und es werden Texte getoastet, die sich mit dem systemkritischen Verzehr von Dosenbier und ähnlichem auseinandersetzen.

Meine Funktion an diesem Abend sah folgendermaßen aus: Nach kurzer Inaugenscheinnahme und Kennenlernen eines weiteren Mitmusikers Theo war klar, dass ich der Alterspräsident war. Da ich auch noch ein Nerd-T-Shirt mit US-Flagge anhatte, kamen wir ganz schnell auf mein Elefanten-Pseudonym: Oppa Amerika. Schnell noch die glashauseigene Nackenrolle unter den Arm geklemmt und dann schnell auf die völlig kunstvernebelte Bühne. Ich kniete mich mit meiner Hertiecaster vor mein Pedalbrett – was ziemlich bräsig aussah, da ich zu Thaddäus immer aufschauen musste – und drückte auf meinen Effekten rum, die sich dann mit den anderen Geräuschen zu einer Schranzwand vermengten. Thaddäus gab derweil den Zeremonienmeister, dann fiel noch die Technik auf der Bühne aus, und am Ende jagte ich Thaddäus mit der Spielzeugkettensäge meines Sohnes lautschreiend einmal durchs vollbesetzte Glashaus.

Insgesamt waren wir uns einig, dass es noch nicht viel mit Musik zu tun hatte. (Vielleicht wird es auch bald ein Elektroporjekt mit ‚richtiger‘ Musik geben, man weiß es nicht.) Aber Spaß gemacht hat es trotzdem. „Kraul den Kapitalismus“ wird sicher in die Glashaus-Meme-Galerie aufgenommen.

Bin gespannt, wann wir das nächste Mal rausholen und loslegen :-)

Der blaue Elefant inkarniert am 3. Juli bei der Open Stage

„Nach einer langen Tour durch unser Universum und verschiedene Galaxien werde ich mich bald zum 675. Mal inkarnieren. Mit neuen, spannenden Einflüssen vom Jupiter und vom Bananengott. Das 11. Studioalbum ist auch unterwegs. Es wird spannend. Relevanz und Kommunikation zum Hungerlohn!“

So lautet die Facebook-Meldung von Der blaue Elefant onaniert im Park anlässlich des Auftritts bei der Open Stage im Glashaus am Dienstag, den 3. Juli. Es werden skurrile Texte skandiert, Fast-Musik gemach und absurde Kostüme gezeigt.

Und zum ersten Mal bin ich dabei, sehr wahrscheinlich mit Gitarre und Effekten. Ich weiß nicht einmal, wer alles zum blauen Elefant gehört… Bin sehr gespannt, wohin die Reise geht. Es wohl eine Bühnentaufe geben, so eine Reinkarnation muss ja gefeiert werden.

Also mindestens ein Grund, diesmal am 3. Juli um 20 Uhr zur Open Stage zu kommen und all die anderen Stümper zu ertragen, bis der blaue Elefant erscheint ;-)

Shoegaze im Glashaus

Noch ein Side-Project aus der Gitarrenecke, und zwar ein Noise-Rock-Ding mit vielen Effekten. ‚Shoegaze‘ bezeichnet die performative Komponente dieser Stilrichtung: Schuhekucken. Dabei denken die Musiker die meiste Zeit angestrengt nach, auf welches Effektgeräte sie als Nächstes treten sollen.

Mit Sebastian am Bass und Effekten und Matze (aus Berlin) an den Drums ging es in der Bayreuther Museumsnacht ans Eingemachte. Anderthalb Stunden ohne vorgefertigtes Konzept und vorherige Absprachen, auf die Bühne mit der festen Absicht ordentlich auf den Putz zu hauen. Die Theke hat ausgiebig Ohrenstöpsel verteilt.

Dass dazwischen auch mal sanftere Töne erklangen, dokumentiert folgendes Video. (Vielen Dank an Matze!)

Ich finde die Passage ganz gelungen, weil sie zeigt, was man mit ein paar Tönen um ein harmonisches Zentrum herum alles anfangen kann. Sebastian spielt unerschütterlich schnarrende und pulsierende Tonwiederholungen, während ich einen leicht lädierten Folk-Loop mit gelegentlichen Variationen darüberlege. Beide Schichten sind metrisch bzw. von der ‚Schwungrichtung‘ soweit voneinander unabhängig, dass es eigentlich auch zwei unabhängig aufgenommene Tonspuren gewesen sein könnten. Das gesamte ‚Stück‘ ging etwa 10 Minuten.