Jetzt haben wir Andis Drohnen-Idee, nachdem sie andernorts von den Veranstaltern zensiert wurde, nun doch über die Bühne gebracht. Anlass dafür war die (u.a. vom Bayreuther Stadtschreiber Volker Strübing *namedrop* ins Leben gerufene und über einen Verein fundierte) Sübkültür-Reihe in der Galerie des Forum Phoinix. Die Sübkültürellen kamen auf uns zu, weil sie Wundersames von uns gehört hatten. Und ich wollte eh mal die Phoinix-Leute kennenlernen, dazu im Doppelpack noch den neuen Sübkültürlern und dem Herrn Strübing, der übrigens auch ein richtig guter SF-Autor ist, die Hand schütteln. Mit der endgültigen Drohnenablieferung also ein guter Grund, den netzwerkerischen Triplekick zu tätigen, zumal uns im Vorfeld gesagt wurde, dass — zwei Tage vor den Merkelfestspielen — auch vielleicht der ein oder andere überregional agierende Journalist dazustoßen könnte. Letzteres hat sich leider nicht bewahrheitet — was hätte da Feuilleton-Prosa entstehen können? –, dafür war für unsere Verhältnisse fantastisch viel Publikum zugegen. Oder genauer gesagt: Die Bude war rappelvoll. Oder noch genauer: Alles Publikum, das uns bislang irgendwo gehört hat, zusammengerechnet und dann noch eine Handvoll drauf, und man hätte die Zahl erreicht, die nun an diesem Abend zugegegen war. Nicht nur diesbezüglich wurde es ein Abend der Superlative.
Aber nun alles nacheinander: Nach der nicht ganz geglückten Performance-Situation auf dem „Campus erleben“ drei Tage vorher war mir (und den anderen wohl auch) klar, dass die Sübkültür am 23. Juli voll auf die Zwölf hauen sollte. Wir hatten sogar das Event kurze Zeit mit „ab 18“ deklariert, letztlich ist uns aber nichts richtig Jugendgefährdendes eingefallen, bei dem wir uns alle nicht total blamiert hätten, deswegen hat sich die Idee bis zum Abend wieder ausgeschlichen.
Zum ersten Mal war geplant, die Sache als ein richtiges Konzert (mit festen Zeiten, evtl. Stückeinteilungen, und Pause) anzugehen, damit das Publikum weiß, wann es klatschen darf bzw. gehen und wann nicht. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Unklarheiten diesbezüglich für alle Beteiligten ziemlich frustrierend sein kann.
Auch wollten wir die Sache ursprünglich mit vier Leuten angehen, aber auch das erledigte sich drei Tage vorher. Naja… dann halt mit dreien, Thaddäus, Andi und mir. Das gab der Sache wiederum eine Drift Richtung verquaster Performance, alberner Verkleidung und sinnentleerter Atonalität, also all die Sachen, die man so spontan macht, und die einen später normalerweise beim Nachhören der Mitschnitte mitunter zum Haareraufen/Mitgrölen/Lachkrampfen bringen.
Die Saat war also gesetzt, jetzt musste der Boden nur noch getränkt werden. Auch hier erwies sich Sübkültür als optimal, denn welcher Veranstalter, bitteschön, fragt schon im Vornherein bei den Künstlern spezielle Getränkewünsche ab? Insofern frisch gestärkt, innerhalb der letzten Vorbereitungsstunde mit den Jungs entschieden, wie und in welche Richtung wir die Räumlichkeiten bespielen, den guten alten Blaumann angezogen, die Gitarren und mehrere autarke Planen in den diversen Räumlichkeiten verteilt, die Tretminen ausgeteilt und scharfgestellt, den Kassettenrekorder mit Daliah Lavi bestückt, die Bildzeitung auf den Plätzen verteilt, mit dem schon eintrudelnden Publikum über Kunst gefaselt, schnell noch ne Installation aus Vorgefundenem (einem weiblichen Schaufenster-Puppen-Torso, einer Halbliterflasche Apfelschorle und einem 8mm-Filmprojektor) gezaubert, das Ensemble per Zettel auf „Apfelschorle-Pumpe/Pipi-Sinfonie“ getauft, die im Flur durchhängende Malerfolie als autarke Plane identifiziert und auf „Bück Dich für die Kunst“ getauft, zwischendurch gemerkt, dass Studentinnen von mir im Publikum sind — Performance-Modus! Nichts ist peinlich! — und dann endlich um halb neun, nach einigem Genoise und Geschwurbel füllten sich die Räume mit Publikum. Und wir drei Maskierten sitzen da in diesem Ladenlokal in einem Raum voller Leute und wissen wie immer nicht, was wir da gleich tun werden… Yay!
Um das Konzert aufs Subjektivste zusammenzufassen: Ich hatte mir eigentlich mehr Griffbrettgefrickel überlegt, irgendwie hat es mich dann doch mehr zu den Knöpfen hingezogen. Vielleicht lag es an Andis flächigen Sounds und generell an dem Umstand, dass Sprechen und flächige Ambient-Sounds, bei denen weniger passiert, sich ja besser vertragen, als ereignisdichtes Gefrickel. Wenn Thaddl redet, dann wollte ich ihm ja nicht mit meiner „Klangrede“ in die Parade fahren. Deswegen war es doch alles sehr minimal angelegt. In dem Mitschnitt hört man auch recht viele Leerstrecken, in denen fast nichts passiert. Die Leute scheint es aber mitgenommen zu haben, wir hielten wohl die Spannung und erst am Ende der Sets wurde geklatscht (dann aber richtig). Insgesamt ist das Klangresultat auch ziemlich düster ausgefallen, was nicht nur daran lag, dass es halt atonaler Krach war, sondern die von Thaddl rezitierten Texte und den vielen Zitaten, die Andi als Samples einstreute, eher auf der dunkleren Seite lagen. Es ging schließlich um die Wagner-Drohne.
Vom Gefühl her (nach den Tutti-Sachen in Nürnberg, Erlangen und Campus erleben) war es ein richtiges Konzert und hat uns im Positiven aufgezeigt, was vielleicht bei den anderen Auftritten nicht so gut gelaufen ist.